Evangelische Kirche Baumholder

Um neben dem eigentlichen Kirchenraum die erforderlichen Gemeinderäume in der Evangelischen Kirche Baumholder realisieren zu können, wurde die bestehende Empore durch einen hölzernen „Tisch“ ersetzt. Dabei entstanden ein verkürzter Hauptkirchenraum, ein zweiter quer zur Längsachse der Kirche orientierter Gemeinderaum sowie ein dritter Gemeinderaum unter dem „Tisch“. Alle drei Räume können durch zwei Glasfaltwände voneinander getrennt werden. Jeweils eigene Zugänge gewährleisten einen voneinander unabhängigen Betrieb. Der Tisch beinhaltet neben dem dritten Gemeinderaum einen Windfang als Zugang zu den beiden neu gewonnenen Gemeinderäumen, ein Technikraum und einen Abstellraum als Stuhllager sowie die neue Treppe zu Empore, Orgel und Turm. Hauptkirchenraum, Gemeinderaum und Werktagskapelle können unabhängig voneinander genutzt und erschlossen werden. Darüber hinaus sind die drei Räume beliebig schaltbar. So können an hohen Feiertagen alle drei Räume miteinander verbunden werden. Für den Umbau wurde das Maßmodul der Kirche, die 1748 gültige Maßordnung, der „Zweibrücker Werkschuh“ angewendet. Nach diesem Modul (29 cm) wurden alle Einbauten und Elemente von der Empore bis zu den Prinzipalstücken entwickelt und ausgeführt. Die hohen, buntverglasten Kirchenfenster von Diether F. Domes (1985) sind durch den Rückbau der Empore wieder im Zusammenhang erlebbar. Ein schmaler Steg durchdringt die neu gewonnene "Wertagskapelle" und verbindet die Empore mit dem Turm. Mit der Realisierung des Raumprogramms und dem Einfügen des Gemeinderaumes wird trotz der erforderlichen Gliederung des Kirchraumes dessen räumliches Erlebnis verstärkt. Die Prinzipalstücke sind als bewegliche Möbel konzipiert und erlauben eine flexible Aufstellung im Altarraum. Damit kann mal der Altar, mal die Taufstele, mal der Ambo im Zentrum bzw. im Vordergrund stehen.

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz